Antwort auf: Etwas auf dem Kerbholz haben

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Wann hat man etwas auf dem Kerbholz? Was ist ein Kerbholz, was bedeutet etwas auf dem Kerbholz haben und woher kommt diese Redewendung?

Das Kerbholz wurde früher im Handel verwendet und hat die Funktion eines Schuldscheins erfüllt. Bei dem Kerbholz handelt es sich um einen Stock der in der Mitte in zwei Hälften gespalten ist. Die eine Hälfte des Kerbholz nimmt der Schuldner mit sich und die andere Hälfte des Kerbholz erhält der Gläubiger.

Wenn also der Schmied dem Gastwirt ein Gartentor herstellt und der Gastwirt erst später zahlen möchte, werden beide Teile des Kerbholzes zusammen gefügt und dann wird eine Kerbe über beide Hälften des Kerbholzes geschnitzt. Jeder nimmt seinen Teil des Kerbholzes wieder mit und bei weiteren Leistungen des Schmieds für den Gastwirt wird dies jedes Mal wieder mit einer neuen Kerbe in beiden Teilen des Kerbholzes markiert.

Wenn nun der Zahltag ansteht, werden wieder beide Teile des Kerbholzes aneinandergefügt und die Kerben gezählt. Damit steht der Schuldenteil fest und der Gastwirt muss den entsprechenden Betrag zahlen.

Da jeder seinen Teil des Kerbholzes bei sich trägt, kann der jeweils andere auch nicht betrügen. Der Schmied kann nicht klamm und heimlich eine weitere Kerbe hinzu fügen, da diese Kerbe auf dem Teil des Gastwirts fehlen würde. Umgekehrt kann eine eingeritzte Kerbe vom Gastwirt nicht entfernt werden. Dadurch dass das Holz gespalten wurde erhält es einen einzigartigen Riss. Nur wenn beide Hälften wirklich zusammen passen, wurde nicht betrogen. So hat man mit einfachen Methoden einen sicheren Schuldschein erstellt.

Wenn man etwas auf dem Kerbholz hat, dann hat man also Schulden.

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