Antwort auf: Was passiert bei einer Seenotrettungsübung ?

Auf Passagierschiffen oder Kreuzfahrtschiffen werden für die Passagiere Seenotrettungsübungen veranstaltet. Was muss man als Reisender bei diesen Übungen machen? Wird man wirklich in die Rettungsboote gesetzt? Was passiert bei einer Seenotrettungsübung? Eine Seenotrettungsübung ist nach internationalem Recht für alle Passagierschiffe oder Kreuzfahrtschiffe vorgeschrieben. Die Seenotrettungsübung muss innerhalb von 24 Stunden nach dem Auslaufen durchgeführt werden und deren Teilnahme ist für alle Passagiere Pflicht. Auch Passagiere die bereits auf dem Kreuzfahrtschiff gefahren sind, müssen erneut an einer Seenotrettungsübung teilnehmen. Im allgemeinen wird dies als lustiges Spektakel angesehen und auf Kreuzfahrtschiffen schaffen es die Veranstalter auch, aus diesem Pflichtereignis ein schöne Veranstaltung zu machen.


Der Ablauf einer Seenotrettungsübung auf einem Kreuzfahrtschiff
Der Ablauf der Seenotrettungsübung unterscheidet sich von Schiff zu Schiff, häufig wird die Seenotrettungsübung auch mit einer Übung der Besatzung verknüpft. Hierfür werden über Lautsprecher eine Reihe von Signalen ausgesendet, die der Besatzung und den Passagieren Verhaltensanweisungen geben. Der Kapitän informiert vor einer Seenotrettungsübung die Passagier im Vorfeld in einer Ansprache ausführlich über die Dinge die auf dem Schiff passieren werden und auch der Zeitpunkt der Seenotrettungsübung (der Generalalarm) wird den Passagieren bekannt gegeben.

Über Lautsprecher werden dann eine Reihe von Signalen (unterschiedliche Signalfolgen aus kurzen und langen Tönen) ausgegeben die für die Besatzung des Schiffes von Belang sind und die ihrerseits entsprechend diverse Notfälle üben. Die Passagiere bekommen von diesen Übungen nur sehr selten etwas mit, außer den Lautsprecherdurchsagen die in codierter Form Anweisungen für die übende Besatzung geben.


Der Generallalarm und die eigentliche Seenotrettungsübung für die Passagiere
Die Seenotrettungsübung wird auf dem Kreuzfahrtschiff als "Generalalarm" bezeichnet und wird in Form von 7 kurzen Tönen gefolgt von einem langem Ton für alle Reisenden signalisiert. Wird dieses Signal ausgesendet müssen sich alle Passagiere zu ihren Kabinen begeben und sich dort ihre Schwimmweste abholen. 

Schwimmweste.jpg
Die Schwimmweste besteht aus der Schwimmweste, einer Signalpfeife um sich bemerkbar zu machen und aus einem Blinklicht welches beim Kontakt mit Wasser automatisch anfängt zu blinken.

Gleichzeitig befindet sich auf der Schwimmweste auch noch der Name des Schiffes sowie sonstige Bezeichnungen, wie z. B. die Kabinennummer aber auch die Bezeichnung des Treffpunkts auf dem Schiff (die Sammelstelle oder Masterstelle), dies ist der Platz für die Rettungsboote die der jeweiligen Kabine zugeordnet ist. Auf der Schwimmweste in diesem Bild handelt es sich um die Kabine 8273 die zum Treffpunkt "Y" auf dem Schiff muss.


Beim Auslösen des "Generalalarms" ist die Aufgabe der Passagiere zu ihren Kabinen zu gehen und sich die Schwimmweste überzustreifen und sich auf der Musterstation (Sammelpunkt auf dem Schiff der für das jeweilige Rettungsboot zu dem die Kabine gehört) zugeordnet ist) einzufinden. Dabei ist die Benutzung von Aufzügen verboten, die Passagiere dürfen ausschließlich die Treppen verwenden. Dabei nehmen Besatzungsmitglieder an strategischen Orten Positionen ein um die Passagiere zu führen. Für die Passagiere ist die Seenotrettungsübung einfach, sie müssen nur den Anweisungen der Besatzung folgen. Die Besatzung kümmert sich unter anderem um folgende Aufgaben:

  • sicher stellen, dass sich keine Passagiere noch in den Kabinen befinden die eventuell den Generalalarm überhört haben.

  • dafür Sorge tragen, dass alle Passagier die Treppe und nicht den Aufzug nutzen und die Sammelstelle auf dem Schiff finden können

  • diejenigen Passagiere die sich nicht die Schwimmweste anlegen können oder sich verwirrt haben entsprechend Hilfe zu leisten

Auf der Muster Station wird von der Besatzung sicher gestellt, dass alle Passagiere auch dem Generalalarm gefolgt sind. Auf speziellen Listen wird die Anwesenheit der Passagiere aufgrund der auf der Schwimmweste abgebildeten Kabinennummer kontrolliert.

Seenotrettungsübung_Kreuzfahrtschiff.jpg
Jedem Rettungsboot ist ein verantwortlicher Offizier und ranghohes Besatzungsmitglied zugeteilt. Dabei wird bei der Seenotrettungsübung die Besatzung nicht in die Rettungsboote gezwungen, lediglich der Treffpunkt (die Musterstation) muss von den Passagieren aufgesucht werden. Wurde von der Besatzung festgestellt, dass alle Passagiere der Übung gefolgt sind, wird eine Meldung an den Kapitän gegeben. Haben alle Musterstationen die Vollständigkeit gemeldet wird der Generalalarm aufgehoben und die Passagiere können sich ihrem Freizeitvergnügen wieder hingebungsvoll widmen.


Was passiert, wenn ich bei einer Seenotrettungsübung krank bin?
Es besteht absolute Pflicht für jeden Passagier an der Seenotrettungsübung teilzunehmen. Insbesondere ein Kater nach einer durchzechten Nacht sind keine Entschuldigung die eine Nichtteilnahme an der Übung rechtfertigen würden. Auch behinderte Personen müssen an der Seenotrettungsübung teilnehmen, dies ist auch gut denn gerade für diejenigen Personen die sich nicht selbst helfen können, ist die Seenotrettungsübung in dem hoffentlich nicht eintretenden Ernstfall um so wichtiger. Vor allem für die Begleitpersonen und die Besatzung! 

Wer aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Seenotrettungsübung teilnehmen kann (z. B. weil er Durchfall oder Fieber hat) muss sich zuvor im Hospital melden und sich von der Teilnahme durch den Schiffsarzt befreien lassen. In diesem Fall wird die Kabine von der Liste der Besatzung gestrichen und die Besatzung wird den Passagier nicht zur Teilnahme antreiben.


Warum begebe ich mich bei einem Generalalarm nicht direkt zur Muster Station sondern zuerst auf die Kabine?
Als Landratten wissen wir, dass wir z. B. bei Feuer alles stehen und liegen lassen und uns sofort ins Freie begeben. Dies liegt daran, dass Feuer sehr giftige Gase freisetzt und sich der Rauch in den engen Räumen sammelt und sehr schnell für die Menschen lebensbedrohend ist. Auf dem Schiff sind die Regeln etwas anders, es gibt eine ausgebildete Besatzung und viele sichernde Maßnahmen die Passagiere im Ernstfall schützen. Wenn bei einem Generalalarm das Schiff verlassen werden muss, geht es in der Regel nicht um Minuten sondern eher um Stunden. Genügend Zeit für die Besatzung Maßnahmen zu ergreifen und genügend Zeit für die Passagiere ihre persönlichen Schwimmwesten zu nehmen. Ein Schiffsuntergang nimmt erfahrungsgemäß viele Stunden in Anspruch, hier kommt es nicht auf "jede Minute an".
Aber die Ausgabe von Schwimmwesten "im Ernstfall" an die Passagiere nimmt viel Zeit in Anspruch. Daher liegt die Schwimmweste an dem wahrscheinlichsten Aufenthaltsort des Passagiers, der Kabine.
 

Was passiert, wenn ich meine persönliche Schwimmweste nicht erreichen kann?

Schwimmweste_nicht_erreichbar.jpg

Für den Fall, das der Weg zur Kabine versperrt ist, hat die Besatzung einige Reserve Schwimmwesten zur Verfügung die ausgegeben werden können. Für diejenigen Passagiere die ihre persönliche Schwimmweste nicht mehr erreichen können, sollen sich direkt zur Muster Station (Sammelstation) begeben und die Besatzung des Kreuzfahrtschiffs wird sich darum kümmern, dass der betroffene Passagier auch eine Schwimmweste erhält.


Woher stammen diese Bilder?
Diese Bilder wurden von der Seenotrettungsübung (Generalalarm) auf der AIDAdiva auf der Arabien Rundreise am Freitag, den 08.04.2011 um 10:20 Uhr fotografiert.
 

Ähnliche Fragen lesen: